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Die Geschichte und das Vermächtnis der originalen Gay-Pride-Fahne – und wie sie Ralph Lauren inspiriert

Im Jahr 1976 feierten die USA das zweihundertjährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeit. Überall in Amerika freuten sich die Menschen und zeigten sich mit dem Sternenbanner. Gilbert Baker – ein schwuler Armeeveteran aus San Francisco, der Nähen lernte, um die Kostüme für seine Drag-Vorstellungen selbst anzufertigen – erlebte dies und hatte das Gefühl, dass seine Community eine eigene Fahne brauchte. 1978 begann er daher, die heute legendäre Regenbogenfahne zu entwerfen. „Wir brauchten etwas Schönes“, erläuterte er später dem Museum of Modern Art, als es die Flagge 2015 kaufte. „Etwas, das unsere Handschrift trägt.“ Gilbert Baker orientierte sich an den Farben eines Regenbogens. Und so entstand, auch dank der Ermutigung durch Harvey Milk – dem Stadtmanager von San Francisco und ersten Mandatsträger Kaliforniens, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte – die heutige Regenbogenfahne.

Gilbert Baker hisst zusammen mit ehrenamtlichen Helfern 1978 die Original-Regenbogenfahne am United Nations Plaza in San Francisco
Gilbert Baker hisst zusammen mit ehrenamtlichen Helfern 1978 die Original-Regenbogenfahne am United Nations Plaza in San Francisco
„WIR BENÖTIGTEN ETWAS SCHÖNES“, SAGTE GILBERT BAKER. „ETWAS, DAS UNSERE HANDSCHRIFT TRÄGT.“

Sein erster Entwurf präsentierte sich in acht Farben, von denen jede einen Aspekt der Gemeinschaft darstellen sollte: Rot stand für das Leben; Orange für Heilung; Gelb für die Sonne; Grün für die Natur; Blau für Gelassenheit und Lila für Mut. (Die beiden verbleibenden Farben – Pink für Sexualität; Türkis für Magie und Kunst – mussten schließlich wegen der hohen Kosten für die Farbe weichen). Baker arbeitete mit einem Team von 30 Freiwilligen eine ganze Nacht lang auf dem Dachboden eines Schwulenzentrums und verwendete Abfalleimer zum Färben und eine normale Nähmaschine, um die Original-Flagge herzustellen. Die Flagge wurde zum ersten Mal am 25. Juni 1978 am United Nations Plaza in San Francisco gehisst. Später in diesem Jahr erlangte sie weitere Bekanntheit, als Harvey Milk von einem geisteskranken früheren Kollegen erschossen wurde.

1994 wurde in New York City anlässlich des 25. Jahrestags der Stonewall-Aufstände eine 1,6 km lange Version gezeigt. Als längste Flagge der Geschichte stellte sie einen Rekord auf und machte über jeden Zweifel hinweg deutlich, dass die Regenbogenfahne das wichtigste Symbol der Bewegung war. „Eine Flagge unterscheidet sich von jeder anderen Kunstart“, erläuterte Gilbert Baker die starke Wirkung seiner Arbeit. „Sie ist kein Gemälde; aber auch nicht einfach nur ein Stück Stoff oder schlichtweg ein Logo – sie erfüllt so viele verschiedene Funktionen. Wir brauchten eine Art Symbol; als Bewegung benötigten wir etwas, das alle sofort verstehen … Denn wir sind ein eigenes Volk oder ein Stamm, wenn man es so will. Bei Fahnen geht es darum Macht zu verkünden, daher ist das sehr passend. “Gilbert Baker, der 2017 im Schlaf starb, hatte sich seine Kreation nicht patentieren lassen (allerdings festigte er seinen Ruf als ihr Erschaffer unter seinem Drag-Namen Busty Ross). So stellte er sicher, dass sie für immer der LGBTQIA+-Gemeinschaft gehören wird.

Ralph Lauren war immer ein großer Fan der amerikanischen Fahne (er half persönlich bei der Restaurierung des Original-Sternenbanners, das seitdem dauerhaft im Smithsonian Museum in Washington D.C. ausgestellt ist) und lässt sich seit Jahren auch von Bakers Originaldesign inspirieren. Die jährlichen Pride-Kollektionen haben immer stolz die markanten farbenfrohen Streifen präsentiert. Die geschlechtsneutrale Themenkollektion 2020 bildet da keine Ausnahme.

Eine ca. 1,6 km lange Version der Flagge wird zum 25. Jahrestag der Stonewall-Aufstände in der First Avenue in New York City gezeigt
Eine ca. 1,6 km lange Version der Flagge wird zum 25. Jahrestag der Stonewall-Aufstände in der First Avenue in New York City gezeigt

Die Kollektion wurde nicht nur von der LGBTQIA+-Community inspiriert – sie wird sie auch finanziell unterstützen. Hundert Prozent des Kaufpreises aus dem Verkauf aller Polohemden und 25 Prozent des Kaufpreises der übrigen Themenkollektion (zu der T-Shirts, Tank-Tops, Socken und Bauchtaschen gehören) werden an die Stonewall Community Foundation gespendet, die ein internationales Netzwerk von LGBTQIA+-Organisationen unterstützt.

Mit dieser Unterstützung setzt Ralph Lauren seine Geschichte mit der LGBTQIA+-Gemeinschaft fort. Die Marke war seit 1990 beim AIDS Walk New York Sponsor und hat mit Organisationen, wie der Elton John AIDS Foundation, AmfAR und der Harvey Milk High-School in New York zusammengearbeitet sowie eine öffentliche Schule für LGBTQIA+-Jugendliche (und andere) ins Leben gerufen. Außerdem setzt sich Ralph Lauren für die weltweiten Standards der Vereinten Nationen für Unternehmen zum Schutz der Rechte der „LGBTQIA+“-Gemeinschaft am Arbeitsplatz ein.

Alles im allem steht die Bewegung für eine Geisteshaltung, mit der sich Ralph Lauren ganz und gar identifiziert. „Wir können alles sein, was wir wollen“, hat er es einmal in Worte gefasst. „Wir können vieles sein. “Diese Kollektion und die Flagge, die sie inspiriert hat, zeigt, was ein Mensch machen und sein kann.

PAUL L. UNDERWOOD war früher als Redakteur bei Ralph Lauren tätig. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Austin, Texas.
  • Courtesy of Charles Beal
  • © RALPH LAUREN CORPORATION